BA Auftrags-Projekt: Urbane Resi­lienz: Wege zur robusten, adap­tiven und zukunfts­fä­higen Stadt
Dozent: Lehr­be­auf­tragter Roland Schröder
WiSe 2022/23

B5 | Bachelor-Auftragsprojekt

Umfang: 8 SWS / 12 ECTS
Typ: Auftragsprojekt
Sprache: DE / EN

Start: 25.10.2022
Diens­tags 10–14 Uhr
Raum: Atelier des ISR

BA Auftrags-Projekt: Urbane Resi­lienz: Wege zur robusten, adap­tiven und zukunfts­fä­higen Stadt

Unter „Urbaner Resi­lienz“ soll im Studi­en­pro­jekt die Fähig­keit von den Stadt­ver­wal­tungen und zentralen Akteur*innen verstanden werden, sich diese zügig, effi­zient und effektiv auf Erschüt­te­rungen, Heraus­for­de­rungen und Krisen einzu­stellen. Gerade die Stadt und Regio­nal­pla­nung ist gefor­dert, um Städte- und Regionen an die verän­derten Umwelt­be­din­gungen anzu­passen. Dabei geht es um mehr als die Erhal­tung des Ist-Zustandes. Radi­kale Verän­de­rungen sind erfor­der­lich, um die Städte nach­hal­tiger und zukunfts­si­cherer zu gestalten.

Lern­fä­hig­keit und Weit­sich­tig­keit sind zentrale Bedin­gungen für Plan­jungen resi­li­enter Städte.
Im Studi­en­pro­jekt wird deshalb der Blick für komplexe syste­mi­sche Zusam­men­hänge geschärft und über Möglich­keiten der Verän­de­rung von Prozessen und Struk­turen disku­tiert. Die Teil­neh­menden lernen gemeinsam aus ihrer eigenen Lebens­rea­lität und aus zu recher­chie­renden Erfah­rungen anderer Städte. Eine eigen­ver­ant­wort­liche und team­ori­en­tierte Arbeits­weise befä­higt die Studie­renden selbst­be­stimmt, infor­miert und soli­da­risch handeln können. Im Studi­en­pro­jekt sollen urbane Infra­struk­turen und die natür­liche Umwelt ganz­heit­lich und inte­griert betrachtet werden. Dies bezieht bekannte und zukünf­tige Risiken, Probleme und Heraus­for­de­rungen ein und berück­sich­tigt verschie­dene noch zu entwi­ckelnde Szena­rien. Auf diese Art sollen früh­zeitig Ziel­kon­flikte erkannt, benannt und behan­delt werden. Die unten aufge­führten Hand­lungs­felder mit der vorläu­figen Auswahl von Problemen und Heraus­for­de­rungen können Schwer­punkte der Projekt­ar­beit werden.
Unter den verän­derten Rahmen­be­din­gungen werden Geschwin­dig­keit und Flexi­bi­lität bei (poli­ti­schen) Entschei­dungen als wich­tiger ange­sehen als Lang­zeit­pla­nungen. Bei Pop-Up-Radwegen und dem 9-Euro-Ticket hat das auch ganz gut funk­tio­niert. Aber wie sieht es bei kompli­zier­teren Heraus­for­de­rungen aus, mit denen im Ergebnis lieb­ge­won­nene, aber über­kom­mene Privi­le­gien abge­schafft werden sollen? Der Rechts­si­cher­heit von Planungen und Entschei­dungen dürfte weiterhin

eine zentrale Bedeu­tung zukommen. Kläger gibt es in der heutigen Zeit leider immer, das war auch bei den Pop-Up-Radwegen so …
Nichts­des­to­trotz müssen die öffent­li­chen Verwal­tungen und auch die Stadt­pla­nung zusätz­liche Kompe­tenzen und Kapa­zi­täten aufbauen, die eine voraus­schau­ende Gestal­tung raum­wirk­samer Verän­de­rungen ermög­li­chen. Für eine wirk­same urbane Resi­lienz sind neue Orga­ni­sa­ti­ons­struk­turen und Planungs­pro­zesse zwin­gend. Dafür sollen im Projekt Heran­ge­hens­weisen und Struk­turen erar­beitet werden. Nach­voll­zieh­bare Prozesse, klare Prio­ri­täten sowie geeig­nete Struk­turen sollen mehr Hand­lungs­schnel­lig­keit und Akzep­tanz bei der Bevöl­ke­rung bewirken, ohne die Stabi­lität des Gesamt­sys­tems zu gefährden.

 
Hand­lungs­felder (Auswahl einiger Probleme und Herausforderungen)
 
Gesund­heit
§ einge­schränkte Versor­gung durch Auswei­tung des Fach­kräf­te­man­gels (Pfleg­kräfte und Ärzt*innen) und noch mehr Hitze­tote, Verkehrs­tote, etc.
§ Einschrän­kungen und (Teil-)Lockdowns durch Pande­mien, etc.
§ Engpässe bei der Versor­gung mit Frisch­wasser
§ Engpässe bei der Versor­gung mit weiteren Lebens­mit­teln
§ Grenzen des derzei­tigen Gesund­heits­sys­tems
§ vermin­derte Wirt­schafts­lei­tung durch Arbeitsausfälle

Klima­krise

§ perma­nente Hitze in der Stadt und Hitze­tote als Folge
§ Verstep­pung Bran­den­burgs endet nicht an den Außen­be­zirken
§ Austrock­nung der Panke und anderer Zuflüsse zur Havel
§ Ernte­aus­fälle, Baum­sterben, Tier­sterben
§ erhöhter Wasser­be­darf für Menschen und Stadt­natur
§ Anstieg der Klimaflüchtlinge

Krieg und Kriegsfolgen

§ sehr stark stei­gende Betriebs­kosten für Wasser, Strom und Heizung
§ Stadt ohne Gas und Strom: was passiert, wenn die Menschen bei Kälte im Dunkeln sind?
§ Unter­brin­gung von Geflüch­teten aus Kriegen und einer Viel­zahl von kriegsähnlichen

Ausein­an­der­set­zungen

§ Schutz der Zivil­be­völ­ke­rung vor einem Krieg
§ Schutz der Bundes­re­gie­rung vor einem Krieg
§ Schutz von wesent­li­chen Einrich­tungen und Insti­tu­tionen
§ Rückbau von Kriegs­ri­siko-Vorsorge und keine Schaf­fung von Ersatz

Mobi­lität und Verkehr

§ zu viele Verkehrs­tote und Verletzte
§ sehr hohe Belas­tung von Menschen und Umwelt durch Lärm und Abgase
§ auto­ge­rechte Verkehrs­pla­nung, Auto­bahn­wahn und kein Ende
§ extrem hohe (Folge-)Kosten für die Ermög­li­chung des moto­ri­sierten Indi­vi­du­al­ver­kehrs (MIV), MIV wird noch immer steu­er­lich subven­tio­niert
§ Prio­rität an Kreu­zungen haben „Umlauf­zeiten“, „Über­fahr­zeiten“ und „Räum­zeiten“ für PKW und eben nicht die Sicher­heit von Menschen
§ viel zu lange Planungs­ab­läufe auch für kleine Ände­rungen
§ keine poli­ti­schen Prio­ri­täten zur Ände­rung des Mobi­li­täts­ver­hal­tens, insbe­son­dere zur Redu­zie­rung des MIV
§ kein Tempo 30 auf Haupt­straße und kein Tempo­limit auf Auto­bahnenStadt­pla­nung
§ System der Verant­wor­tungs­lo­sig­keit
§ keine Entschei­dungs­be­fä­hi­gung und keine Entschei­dungs­kom­pe­tenz
§ Zustän­dig­keits­wirr­warr, Erbsen­zähler und Para­gra­phen­reiter
§ recht­liche Grund­lagen behin­dern erfor­der­liche und geeig­nete Lösungen
§ Subsi­dia­ri­täts­prinzip wird ausge­he­belt
§ lang­same und falsch gewich­tete Planungs­pro­zesse
§ Abwä­gungs­aus­fall und unge­eig­nete Betei­li­gungs­for­mate
§ sozi­al­räum­liche Pola­ri­sie­rung
§ Verdich­tung und Verkehrs­raum versus Frei­flä­chen und Klima­an­pas­sung
§ Einfluss privater Immobilienentwickler

Wohnen

§ keine Wohnungen zu bekommen
§ zu hohe Mieten und Neben­kosten
§ Feri­en­woh­nungen, Zweit­woh­nungen und möblierte Wohnungen/Zimmer
§ Speku­la­tion durch/mit Leer­stand, Sanie­rung und Moder­ni­sie­rung
§ Unter­be­le­gung von Wohnungen
§ ener­ge­ti­sche Moder­ni­sie­rung als Inverssetzungsstrategie
Abbildung: © Labor K